Dominanz- und Sozialverhalten bei Farbmäusen

Wie in nahezu jedem Verband mit sozialer Interaktion gibt es auch in Mäusegruppen eine Rangordnung. Es ist normal, dass diese Rangfolge im Verlauf der Vergesellschaftung unter den Mäusen ausgemacht wird.

Zu beobachten sind in dieser Phase jagen, beschnüffeln des Hinterteils, „schubsen“ mit der Nase oder Zwicken, vor allem in Schwanz und Hinterteil. Rangniedrige Tiere werden bestiegen, kurzzeitig verjagt oder verfolgt. Das Besteigen ist sowohl bei Männchen als auch bei Weibchen zu beobachten. Es ist auch zu beobachten, dass die führenden Tiere der Gruppe zuerst fressen, während die anderen abwarten und sich mit Nestbau oder ähnlichem beschäftigen.
Um das vielfältige Sozialverhalten seiner Tiere besser verstehen und einschätzen zu können, ist aufmerksames Beobachten hilfreich.

:!: Achtung, im Auge behalten! Solche Situationen können in der nächsten Sekunde zu einer Verfolgungsjagd führen, zu einem Beißknäuel oder auch nur dazu, daß beide sich erst mal aus dem Weg gehen.

Solange sich diese Verhaltensweisen nach einer Weile wieder legen und kein Blut fließt, gibt es keinen Grund, einzugreifen. Es ist die natürliche Art und Weise, eine Rangordnung festzulegen. Als Anhaltspunkte, abweichendes Sozialverhalten zu erkennen und ggfs. die Mäuse zu trennen, kann folgendes dienen:

Sind die Rangordnungspositionen geklärt, entsteht im Allgemeinen ein friedliches Miteinander.

Es kann passieren, dass die Rolle des Alphatiers (= Leittiers) von Zeit zu Zeit in Frage gestellt wird, vor allem wenn dieses Tier altert oder krank wird. Dies ist ein natürlicher Schutzmechnismus für die gesamte Gruppe, weil nur starke, vitale und kräftige Tiere in der Lage sind, eine Gruppe zu schützen und zu führen.
Mäuse, die harmonisch zusammenleben, müssen nicht andauernd feststellen, wer wo in der Rangordnung steht. Es gibt im allgemeinen auch keine Jagdszenen. Schwanztrommeln ist immer ein Zeichen von Unruhe und eine Warnung. Wenn Mäuse sich untereinander permanent warnen müssen, stimmt etwas nicht. Auch das ständige Aufreiten zwecks Positionsklärung ist in Gruppen, die sich gefunden haben, sehr selten oder gar nicht zu beobachten. Handelt es sich um gemischtgeschlechtliche Gruppen, können natürlich die Kastraten die Mädchen besteigen, so diese sich das gefallen lassen.

Futterneid mit anschließendem Verfolgen und gegenseitiges Putzen sind dagegen völlig alltägliche Szenen.
Ein falscher Ansatz wäre es, zu denken, dass rangniedrige Tiere unter ihrer Position leiden oder sich unwohl fühlen. Die Hierachie einer Mäusegruppe gibt der ganzen Gruppe Schutz. Rangniedrige Tiere sind zwar offensichtlich oftmals die „Fußabtreter“ der Ranghohen, aber trotzdem ist es „ihre“ Gruppe, in der sie die Gewissheit haben, ein Mitglied zu sein. Weiterhin haben sie die Sicherheit, sich auf ihren Anführer verlassen zu können, wenn Gefahr droht.

So findet in der Regel jede Maus ihren Platz in einer Gruppe. Das ausgeübte Dominanzverhalten ist natürlich und muss durchgeführt werden, damit eine friedliche soziale Interaktion entstehen kann.