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Kastration von Stachelmäusen

Vorab

Um ein friedliches Zusammenleben mehrerer Mäuse in einer gemischten Gruppen ohne Nachwuchs zu ermöglichen oder als letzter Ausweg einer zerstrittenen Männergruppe - da hilft oft nur noch eine Kastration der Tiere. Durch die Kastration wird verhindert, dass unerwünschter Nachwuchs entsteht. Stachelmausemänner werden ruhiger. Ob sie fett und träge werden, hängt zum einen von den Genen der Maus und zum anderen von der Ernährung und der vorhandenen Bewegungsfreiheit ab.

Eine Kastration ist keineswegs ein harmloser Eingriff, hier entscheidet die Erfahrung des Arztes und vor allem die richtige Narkose oft über Leben und Tod.

Die zu kastrierende Maus sollte mindestens 12 Wochen alt, aber nicht älter als 3 Jahre sein und dabei ein Gewicht von 35 g oder mehr aufweisen.

Vor der Operation

Da Mäuse sich nicht übergeben können, dürfen sie bis bis kurz vor der OP bzw. bis kurz vor der Narkose fressen. Sie sollten es sogar!

Also Futter und für den Durst nach der OP etwas Grünes wie z.B. Salatgurke in der Transportbox mitgeben.

Die Transportbox sollte mit Zellstoff (Küchenrolle und zerrissenes Toilettenpapier) und einem Häuschen zum Verkriechen ausgestattet sein. Wegen der Infektionsgefahr der OP-Wunde muss auf normale Einstreu verzichtet werden!

Die Injektionsnarkose

Die Injektionsnarkose ist bei der Kastration eines kleinen Tieres wie einer Maus nicht zu empfehlen, da diese Art der Narkose fast immer kreislaufdepressiv (Herz und Kreislauf belastend) ist und die Nachschlafzeit sehr lange dauert. Da man bei einem Tier mit einem so schnellen Stoffwechsel die Narkose so kurz wie möglich halten sollte ist dies ein manchmal alles entscheidender großer Nachteil.

Ist durch die Injektion erst einmal das Narkosemittel in den Körper gelangt, kann man es in seiner Stärke und Wirkung nicht mehr beeinflussen, was ein zusätzliches Risiko darstellt.

Die Inhalationsnarkose

Bei der Inhalationsnarkose kann während der Narkose permanent die Gaskonzentration sowie die Narkosetiefe beeinflusst werden, so dass nie eine Überdosierung entstehen kann.

Bei der Wahl des Narkosegases sollte man Isofloran den Vorzug geben, da es weder kreislaufdepressiv noch lebertoxisch ist.

Von anderen Narkosegasen wie Halothan oder Oxifloran, die im Gegensatz zu Isofloran lebertoxisch sind, ist abzuraten. Sie vermindern den Abbau des Mittels über die Leber, wodurch eine Leberschädigung verursacht werden kann.

Wärmehaushalt

Während und nach der Kastration ist unbedingt darauf zu achten, dass das Risiko einer Unterkühlung verhindert wird. Deshalb wird die Maus schon während der Operation auf eine Heizmatte gelegt, auf der sie bis zum völligen Erwachen bleiben sollte. Vorsichtshalber sollte man auch noch beim Heimtransport auf eine warme Unterlage (Wärmflasche) achten.

Durch die Narkose wird die Temperaturregelung des Körpers vermindert, was bei einem so kleinen Tier wie einer Maus schnell zu einer Unterkühlung führen kann.

Durch diesen Verlust der Körpertemperatur wird der Abbau des Narkosemittels im Körper des Tieres verlangsamt, was zu einer verlängerten und unnötig vertieften Narkose führen kann.

Zusätzlich kann man dem Tier vor und nach der Operation eine Zuckerlösung zur Stärkung des Kreislaufs als Infusion verabreichen.

Nach der Operation

Wichtig wird es, wenn man die Maus wieder abholt: Nach einer Operation ist der Kreislauf sehr schlecht, daher muß man unbedingt darauf achten, dass es die Maus warm hat und nicht auskühlt- auch nicht während des Transportes!

Daheim sollte man bereits den Käfig vorbereitet haben: Alle Streu, Heu und Stroh entfernen und den Käfig stattdessen mit Zellstoff (Küchenrollen- und/oder Toilettenpapierschnipsel) befüllen.

Auch zu Hause sollte man darauf achten, dass der Käfig bzw. die Maus noch warm gehalten wird; dies kann man mit einer Wärmflasche oder einer Heizdecke (niedrigste Stufe), unter dem Käfig gelegt, versuchen. Auch eine Rotlichtlampe (für ausreichend Abstand sorgen!) kann hervorragende Dienste leisten.

Weitere Nachsorge

Ist die Operation gut verlaufen und das Männchen erfolgreich kastriert, sollte man zur Nachsorge die Maus noch ca. eine Woche auf kleingerissenen Zellstoffstücken halten, um die Infektionsgefahr durch Einstreu, Heu oder Stroh zu minimieren.

Die Fäden der Kastrationswunde lösen sich in den meisten Fällen von selbst auf oder werden nach einigen Tagen von der Maus abgeknabbert.

Nach 4-6 Wochen sind keine Restspermien mehr vorhanden, und man kann, sofern man möchte, den nun kastrierten Bock mit einem oder mehreren Weibchen zusammensetzen, ohne unerwünschten Nachwuchs befürchten zu müssen.

Eine Trennung von den übrigen Artgenossen ist nicht zu empfehlen.

Zum Schluss

All dies mag sich erschreckend anhören, aber ein erfahrener Arzt oder eine gute Tierklinik, die richtige Narkosemethode sowie umfassende Vor- und Nachsorge verringern das Risiko weitgehend.
Alle hier beschriebenen Methoden und Vorsichtsmaßnahmen kann bzw. sollte man vor jeder Operation mit dem Tierarzt besprechen und abklären. Eine Liste mit Tierärzten, die Erfahrung mit Mäusekastrationen haben, gibt es im Forum.
Eine Kastration kostet je nach Tierarzt zwischen 20 und 60€.

Trotzdem ist wie bei allen Operationen - ob bei Mensch oder Tier - immer ein Risiko gegeben. Dies sollte man nicht vergessen.

Autorin: Inge Rogalla