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Leinölfirnis

Was ist das?

Leinölfirnis ist eine Art natürlicher Lack, der durch Aufkochen von Leinöl gewonnen wird. Leinölfirnis wird im Ausgangszustand als Öl aufgetragen, und polymerisiert mit Hilfe von Sauerstoff zu einer natürlichen Lack- oder Harzschicht. Leinölfirnis ist lösungsmittelfrei und frei von sämtlichen Giftstoffen. Im Gegensatz zu Lacken dringt der Firnis in das Holz ein und verbindet sich mit den oberen Holzschichten. Es wird keine Lack- oder Harzschicht auf der Oberfläche gebildet, sondern es bildet ähnlich wie bei Lasuren eine feste, flexible Verbindung mit dem Holz, die nicht abblättern kann, selbst dann nicht, wenn die Versiegelung durchbrochen wird, und Feuchtigkeit in das Holz einzieht und dieses zum Aufquillen bringt.

Anwendung

Leinölfirnis kann mit Lösungsmitteln wie z.B. Terpentin verdünnt werden, um ein tieferes und schnelleres Eindringen in das Holz zu bewirken. Davon wird allerdings abgeraten, weil Lösungsmittel auf Grund ihrer Zusammensetzung fast immer schädliche Einflüsse auf die Tiere haben. Einen fast so guten Effekt erzielt man allerdings, in dem das Öl vor der Anwendung im Wasserbad erwärmt wird. Dazu wird die geöffnete Dose in einen Topf mit Wasser gestellt, der auf dem Herd langsam erhitzt wird. Das Wasser darf dabei nicht kochen. Bitte niemals die Leinölfirnisdose direkt auf dem Herd erwärmen, da bei Leinöl ab einer bestimmten Temperatur die Gefahr der Selbstentzundung besteht. Verdünnter oder erhitzter Firnis zieht schneller und auch tiefer in das Holz ein. Allerdings nie so tief, dass ein Nagetier das nicht innerhalb von kürzester Zeit unternagen kann. Daher kann von der Anwendung von Lösungsmitteln nur dringend abgeraten werden, da der Vorteil eher gering ist, und die Nachteile der Gesundheitsgefährdung bei den Tieren deutlich überwiegt.

Zuerst wird das Holz grob vor geschliffen. Ein 80er Schleifpapier reicht dafür völlig aus. Der Leinölfirnis wird dann entweder mit einem Pinsel oder mit einem Lappen aufgetragen. Der Firnis ist sehr ergiebig, aber gerade für den ersten Anstrich kann ruhig etwas mehr aufgetragen werden. Ist die erste Schicht dick genug, ist an Stellen, die später mit Streu etc. bedeckt sind, keine weitere Behandlung notwendig. Lediglich an offenen Stellen, die normalerweise unbedeckt genutzt werden, ist eine zweite Behandlung empfehlenswert. Die erste Schicht wird nach dem Auftragen etwa eine Stunde einwirken gelassen. Nach Ablauf dieser Stunde werden alle überschüssigen Firnisreste mit einem sauberen, trockenen Tuch gründlich abgerieben, sonst kann es passieren, dass die Oberfläche sehr lange etwas klebrig bleibt. Nach etwa 10h kann die Oberfläche optional verschliffen werden, wenn keine weitere Firnisschicht mehr aufgetragen werden soll. Etwa 24h nach dem letzten Anstrich kann die Oberfläche wie unbehandeltes Holz weiter verarbeitet werden. Zum Polymerisieren benötigt Leinölfirnis Sauerstoff - das behandelte Holz sollte daher die ersten 24h nach einer Behandlung unbedingt an einem gut belüfteten Ort aufbewahrt werden.

Mit Leinölfirnis behandelte Gegenstände lassen sich nicht mehr verleimen. Daher sollte bei Gegenständen die mit Leim zusammen gehalten werden sollen erst ganz zum Schluss gefirnist werden.

Auch andere feinporöse Materialien wie z.B. Ton oder Steine können mit Leinölfirnis versiegelt werden, jedoch keine grobporigen Maaterialien.

Wieso keine DIN EN 71-3?

Die DIN EN 71-3 stellt u.A. sicher, dass ein Lack, eine Lasur oder sonstige Farbe speichelecht ist, sprich: dass durch Ablutschen etc. keinerlei Bestandteile abgegeben werden. Da der Polymerisationsvorgang von vielen Faktoren abhängt und kein Lösungsmittel zum Einsatz kommt, kann man keinen konkreten Zeitpunkt angeben, ab dem dieser Vorgang vollständig abgeschlossen ist. Das bedeutet, dass es unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist, dass Tiere Firnis ablecken können. Da der Firnis selber jedoch komplett ungiftig ist, wenn keine Zusätze zugegeben wurden, ist das kein Nachteil. In großen Mengen (in Bezug auf das Tier) wird die Aufnahme von Firnis höchstens zu Durchfall führen, allerdings nicht zu Vergiftungen. Dazu müsste aber irgendwo eine richtige Firnispfütze vorhanden sein. Ob Tiere diese auflecken würden, ist nicht bekannt.

PS: sauberes Trinkwasser oder Lebensmittelfarben erfüllen auch nicht die DIN EN 71-3 Vorschrift ;-)

Wichtig: Gefahrenhinweise zur Anwendung

Leinöl kann unter bestimmten Umständen zur Selbstentzündung gelangen. Da bei der Polymerisation Wärme frei gesetzt wird, kann es bei zusammen geknüllten, leinölgetränkten Lappen zur Selbstentzündung kommen, wenn diese in der Nähe von brennbaren Materialien aufbewahrt werden. Daher wird dringendst empfohlen, ölgetränkte Lappen immer ausgebreitet aufzuhängen, da dann eine ausreichende Kühlung durch die Raumluft gewährleistet ist, und es so nicht zu einem gefährlichen Hitzestau kommen kann. Niemals sollten ölgetränkte Tücher einfach so in den Müll geworfen werden! Alternativ können ölgetränkte Tücher oder Pinsel auch in Wasser oder in Behältern die luftdicht verschossen werden können, gelagert werden. Bitte unbedingt die Gefahrenhinweise auf der Dose beachten!

Weitere Infos zur Selbstentzündung von Leinöl bei der Feuerwehr Reutlingen

Besonders schöne Oberflächen

Besonders bei ständig sichtbaren Oberflächen empfiehlt es sich, ein wenig Mühe in das Oberflächenfinish zu stecken, wenn man Wert auf ein schönes Äußeres des Käfigs legt. Dazu wird das glatte, mit einem 80er Korn grob vorgeschliffene Holz im ersten Durchgang ganz normal mit erwärmtem Firnis gestrichen, und wie gewohnt nach einer Stunde gründlich abgerieben. Nach etwa 5-10 Stunden wird beprüft, ob die Oberfläche noch stark ölig ist - ein leichter Ölfilm ist normal, man wird nach so kurzer Zeit also immer wenn man mit dem Finger die Oberfläche prüft, Olrückstände am Finger erkennen können, es sollte allerdings nicht mehr richtig 'nass' sein. Als nächstes wird die Oberfläche mit einem feinen Korn (mindestens 240, besser 320) glatt geschliffen und dabei gleichzeitig poliert. Am besten geht das mit einem Schwingschleifer. Wenn man das Licht in der Oberfläche spiegeln lässt, sieht man gut, an welchen Stellen bereits ausreichend poliert wurde, und wo man noch etwas nach legen könnte. Nach dem Schleifen nimmt man ein Stück Leinen- oder Baumwollstoff, taucht das mit einer Ecke in das Leinöl, und reibt die gesamte Oberfläche noch mal gründlich mit diesem geölten Tuch ab. Es wird dabei nur ein ganz dünner Firnisfilm aufgetragen, das Tuch darf also nicht öldurchtränkt sein, sondern nur leicht bzw. nur an einer kleinen Stelle mit Firnis getränkt sein. Am besten geht das, in dem man das Tuch über den Zeigefinger spannt, am Ansatz des Zeigefingers mit der anderen Hand fest hält, und nur die Kuppe des Zeigefingers in den Firnis taucht. Man kann auch das Tuch in den Schwingschleifer spannen, sollte aber evtl. eine Kunststoffolie zwischen Tuch und Schleifer legen, damit man sich nicht den Schleifer versaut, der hat normalerweise eine saugfähige Gummischicht als Auflage, die sich nicht mit Öl füllen sollte, wenn man das Gerät noch weiter verwenden möchte.

Der durch diese Vorgehensweise bewirkte Effekt ist in Etwa vergleichbar mit einem mit Klarlack gestrichenen Holz. Die obersten Holzschichten werden leicht opak, und die Maserung tritt optisch etwas stärker hervor. [Bild folgt]

besonders schnelle Verarbeitung

Zwar lässt sich die Polymerisierungszeit von guter Belüftung abgesehen nicht so ohne Weiteres verkürzen, jedoch kann man die Wartezeit bis zur Weiterverarbeitung erheblich beschleunigen, in dem man die eingeölten Flächen mittels Heißluftpistole auf Temperaturen zwischen 100 und 150°C erhitzt. Ob die richtige Temperatur erreicht ist, kann man daran erkennen, dass flächig Flüssigkeit aus dem Holz ausschwitzt und sich ein geschlossener Film an der Oberfläche bildet. Diese Flüssigkeit ist das Leinöl, das durch Wasserdampf aus dem Holz erst an die Oberfläche gedrängt wird, durch das Erhitzen aber sehr dünnflüssig wird, und wenn das Holz unter den Siedepunkt von Wasser abkühlt, schnell sehr tief ins Holz komplett aufgesaugt wird. Derart behandeltes Holz gibt schon nach kürzester Zeit keinerlei Ölreste mehr ab und kann sofort benutzt werden.

Es sollte zum Erhitzen keine offene Flamme zum Einsatz kommen, da Leinöl entflammbar ist. Die besten Resultate wurden bei einer Heißluftpistole, eingestellt auf 650°C mit einer Flächendüse erzielt. Die Pistole sollte dabei nie zu lange über der selben Stelle gehalten werden, da sonst Partien des Holzes überhitzen können, oder gar Feuer fangen.

jaw 2008/11/09 18:09

jaw 2012/05/06 12:31