Mausebande Wiki

Hier kommt die Maus!

Um einen umfassenden Überblick über Farbmäuse als Haustiere zu bekommen, lohnt ein Blick auf Geschichte, Abstammung, Verwandtschaft und Fähigkeiten dieser Tiere.

Worterklärung

Das Wort „Maus“ ist wahrscheinlich auf „Musch“ zurückzuführen, was in der uralten indischen Schriftsprache Sanskrit „stehlen“ bedeutet. Mäuse wurden demnach als kleine Diebe betrachtet. Liest man die Geschichte der Farbmaus, versteht man diese Interpretation schnell.

Geschichte, Abstammung, Entwicklung der Farben

junge Hausmaus

Die wilde Form der Hausmaus war ursprünglich in Steppen, Halbwüsten und Wüstengebieten Asiens beheimatet. Mit dem Beginn des Ackerbaus vor etwa 9000 Jahren haben sich die Hausmäuse von Indien aus als Kulturfolger mit dem Menschen zusammen über Afrika nach Europa ausgebreitet und in seinen Vorratslagern und Kornspeichern eine zuverlässige Nahrungsquelle gefunden. Die Sicherung ihrer Existenzgrundlage sorgte für zahlreiche Vermehrung und stabile Populationen.
Heute leben in Deutschland zwei voneinander getrennte Unterarten, die Westliche (Mus musculus domesticus) und die Östliche Hausmaus (Mus musculus musculus), die gelegentlich auch als „Nördliche Hausmaus“ bezeichnet wird. In wenigen Gebieten leben beide Unterarten, dort kommt es teilweise zur Hybridisierung (Vermischung).
Die in diesem Wiki vorgestellten Farbmäuse stammen von Labormausstämmen ab, die wiederum ursprünglich auf die Westliche Hausmaus zurückzuführen sind. Jedoch wurden im Laufe der Zeit die Asiatische Hausmaus (Mus musculus bactrianus) und möglicherweise auch andere Unterarten eingekreuzt, so dass man heute nicht mehr genau sagen kann, was genau in der Labor-/Farbmaus steckt.
Hausmaus Normale Hausmäuse sind graubraun, diese Farbe wird in der Farbmauszucht als „agouti“ bezeichnet. Hin und wieder kommen jedoch Mutationen vor, z.B. Albinismus oder Mutationen, die die Fellfarbe verändern. Diese Tiere sind schlechter getarnt als ihre wildfarbenen Artgenossen und überleben im Allgemeinen nicht lange (speziell albinoide Tiere).
Naturverbundene Völker sahen (und sehen) albinoide Wildtiere oft als heilig an. Irgendwann wurde begonnen, albinoide Mäuse gezielt zu züchten - die Entstehung der Farbmaus. Da in Menschenhand jede Farbmutante überlebt und ggf. mit anderen gekreuzt wird, gab es domestizierte Mäuse bald in immer mehr verschiedenen Farben. Diese Entwicklung hält bis heute an.

Fähigkeiten

Die Sinnesleistungen der Hausmaus sowie der von ihr abstammenden Farbmaus ermöglichen den Tieren ein an unterschiedlichste Umweltbedingungen angepasstes Überleben, wobei die Farbmaus durch die jahrzehntelange Käfighaltung die Anforderungen der freien Wildbahn nicht mehr bewältigen kann.

Plage oder Heiligtum?

Die Menschen sahen Hausmäuse zum einen als Plage, die ihre Vorräte bedrohte und Krankheiten übertrug, zum anderen wurden der Hausmaus und ihren speziellen Zuchtformen auch schon früh bestimmte Funktionen übertragen.
In verschiedenen Teilen der Welt, z.B. in Asien, hatten Hausmäuse kultische Bedeutung und werden beispielsweise in China schon seit 2000 Jahren gezüchtet und für rituelle Weissagungen verwendet. Im benachbarten Japan hatten Hausmäuse dagegen seit 300 Jahren eher die Funktion, Wildmäuse von den Wohnorten der Menschen abzuhalten. Besonders geeignet schienen dafür weisse Mäuse, die deshalb in den Häusern gehalten wurden. So kamen neben den erwähnten frühen wilden Hausmäusen auch Farbmäuse, wie wir sie heute kennen, vor 160 Jahren aus Asien nach Europa.

In Europa erwartete die Mäuse wiederum ein geteiltes Schicksal. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts gab es die ersten „Hobbyzüchterclubs“ und Mitte des 20. Jahrhunderts wurden Mäuse als Labortiere entdeckt. Die Farbmaus als echtes und willkommenes Haustier fand erst später ihren Weg in die Häuser. Ihre wilden Artgenossen sind dagegen bis heute kein gerngesehener Gast.

Lebensweise der Hausmaus, Unterschiede zu anderen Arten

Eigentlich ein Bewohner von Steppen und Halbwüsten, wo sie in unterirdischen Gangsystemen lebt, ist die Hausmaus ein typischer Kulturfolger (siehe „Geschichte“). Hierzulande leben Hausmäuse fast immer in Gebäuden, was ihnen weitgehenden Schutz vor Feinden und oft unbegrenzten Zugang zu Nahrung ermöglicht.

Optisch ähnelt die Hausmaus auf dem ersten Blick einigen weiteren einheimischen Arten, bei genauerem Hinschauen erkennt man jedoch schnell die Unterschiede.
Ebenfalls zur Unterfamilie der Altweltmäuse (Murinae) gehörend, sehen die heimischen Waldmäuse (Waldmaus, Gelbhalsmaus und Brandmaus) der Hausmaus recht ähnlich. Sie wirken im Vergleich jedoch gedrungener, haben größere Augen und eher braunes Fell mit deutlich heller Unterseite (Erkennungsmerkmal). Die Brandmaus weist zudem einen schwarzen Aalstrich auf. Die Gelbhals- und Waldmaus findet man hauptsächlich in Wäldern, die Brandmaus auch an Waldrändern und in Parks (Hecken).
Wühlmäuse (Arvicolinae) gehören im Gegensatz zur Hausmaus nicht zur Familie der Langschwanzmäuse (Muridae), sondern (wie z.B. auch Hamster) zu den Cricetidae. Sie erkennt man an ihren im Vergleich zur Hausmaus deutlich kleineren Ohren und Augen, zudem haben sie einen gedrungereren Kopf und einen kürzeren Schwanz. Insgesamt wirken sie „walzenförmiger“ als die Langschwanzmäuse.
Für den Laien zwar der Hausmaus optisch ähnlich, sind die Spitzmäuse keine Pflanzen- sondern Insektenfresser, also nicht näher mit der Hausmaus verwandt als z.B. Igel. Die Augen sind fast vollständig zurückgebildet, die Ohren ebenfalls sehr klein und auf den ersten Blick kaum zu erkennen. Zudem haben Spitzmäuse im Vergleich mit der Hausmaus einen länglicheren Schädel und kürzere Beine.

Literatur