Mausebande Wiki

Atemwegserkrankungen

Erreger

Die Grundlagen für solche Erkrankungen sind meist vielfältig und setzen sich aus viralen, bakteriellen und das Immunsystem beeinflussenden Faktoren zusammen. Häufig diskutierte Erreger sind Mycoplasmen. Hierbei handelt es sich um kleine Bakterien, welche das Immunsystem schwächen und so häufig zu Sekundärinfektionen mit anderen Bakterienarten führen. Ausgehend von der Situation in Rattenbeständen, wo eine nahezu komplette Mycoplasmendurchseuchung besteht, wurde dies auch für Farbmäuse als wahrscheinlich angenommen, wobei allerdings der Beweis durch wissenschaftliche Studien in diesem Bereich fehlt. Begünstigt werden Atemwegsinfekte auch durch die Haltung auf extrem staubiger Streu oder in schlecht belüfteten Unterkünften wie Aquarien, Terrarien o.ä.

Die Maus spricht....

schwerkranke Farbmaus Was anfangs oft als Kommunikation eingeordnet wird, ist ein wichtiger Hinweis auf den Beginn einer Atemwegsinfektion. Die ersten Symptome erscheinen nicht weiter bedrohlich und treten auch bei ansonsten gesund wirkenden Tieren auf, aber schon gelegentliche Atemgeräusche sind ernst zu nehmen. Diese stellen sich sehr vielfältig dar und können von einem leisen Fiepsen über Schnattern oder Knattern bis hin zu glucksenden oder knackenden Geräuschen gehen. Auch Niesen oder verklebte Augen kommen recht häufig im Zusammenhang mit Erkrankungen der Atemwege vor, Nasenausfluss hingegen ist bei Mäusen relativ selten. Ein Alarmzeichen im weiteren Verlauf der Infektion ist neben Gewichtsverlust, stumpfem und struppigem Fell und einer zunehmenden Teilnahmslosigkeit vor allem die typische „Flankenatmung“. Hierbei zeigen sich durch den verstärkten Einsatz der Bauchmuskulatur beim Atmen deutlich sichtbare Bewegungen an der seitlichen Bauchwand der Mäuse. In ganz schlimmen Fällen kommt es zu regelrechter Atemnot, Atmen mit offenem Maul oder Schnappen nach Luft.

Hier finden Sie einige beispielhafte Aufnahmen von Atemgeräuschen.

Was also tun mit der kranken Maus?

Unabhängig vom Ausmaß der Symptome ist auf jeden Fall schnelles Handeln notwendig. Die Behandlung sollte über ein möglichst breit wirksames Antibiotikum erfolgen, da im Gegensatz zu anderen Tierarten der genaue Erregernachweis aufgrund der geringen Größe der Mäuse am lebenden Tier kaum zu erbringen ist. Besonders bewährt hat sich dabei Baytril (Wirkstoff Enrofloxacin), da es aufgrund seiner nachhaltigen Hemmung des Bakterienwachstums nur einmal am Tag verabreicht werden muss und somit den Stress für die Tiere minimal hält. Da Baytril in unterschiedlichen Konzentrationen abgegeben wird, sollte diese auf jeden Fall vorher erfragt werden. Üblich ist eine 2,5%-tige Lösung, von der man pro Tier einen Tropfen pro Tag geben muss. Die Möglichkeiten der Medikamentengabe sind sehr zahlreich und sollten vom Charakter der Maus abhängig gemacht werden. Bei Problemen mit der Wirksamkeit von Baytril bieten sich Tetrazycline als Ausweichmöglichkeit an, wobei hierbei die Resistenzlage schlechter ist und diese zweimal täglich gegeben werden müssen. Auch mit Chloramphenicol erzielt man gute Erfolge bei Atemwegsinfektionen, dieses muss aber auch mehrmals täglich gegeben werden und schwächt zusätzlich das Immunsystem. Es wird deshalb zumeist nur bei schweren Infektionen eingesetzt. Auch diverse andere Antibiotika können im Bedarfsfall verwendet werden. Wichtig bei allen antibiotischen Behandlungen ist, dass sie nie weniger als 5 Tage und auch nach Abklingen der Symptome noch mindestens zwei Tage weiter geführt werden sollten um Resistenzen zu vermeiden. Im Allgemeinen ist eine Behandlung von mindestens 10 Tagen sinnvoll, 14 sollten nicht überschritten werden. Bei einem Rückfall bzw. einer erneuten Erkrankung ist eine wiederholte Baytrilgabe erst vier Wochen nach Ende der letzten anzuraten. Zur Förderung der Schleimlösung kann unterstützend Bisolvon gegeben werden.

Zusätzlich....

Unterstützend neben dieser „Haupttherapie“ kann man den Mäusen zum Beispiel durch das Anbieten einer Wärmequelle , diversen Päppelnahrungen oder Bird Bene Bac helfen. Auch sehr wichtig ist die weitgehende Vermeidung von Stress. Dies bedeutet vor allem, das von vielen Tierärzten noch angeordnete Trennen der kranken Tiere vom Rest der Gruppe zu vermeiden. Da angenommen wird, dass ohnehin fast alle Mäuse Mycoplasmen in sich tragen und auch die anderen Erreger sich längst innerhalb der Gruppe verteilt haben bis die Krankheit ausbricht, schützt das Trennen die anderen Tiere nicht vor Ansteckung und schadet nur dem erkrankten Tier. Hermetisches Absichern und totale Isolation kann man sich also getrost sparen. Zumal der Verlust der gewohnten Wärme und Geborgenheit enormen Stress darstellt, welcher erwiesenermaßen das Immunsystem schwächt und somit den Kampf gegen die Krankheitserreger noch zusätzlich erschwert.

Und danach?

Ob die Tiere nach dieser Behandlung wieder symptomfrei werden, hängt vom Grad der Schädigung des Lungengewebes ab. Oft bleiben die Atemgeräusche zumindest teilweise bestehen, auch wenn es den Mäusen augenscheinlich wieder besser geht. In diesen Fällen ist im weiteren Verlauf eine gute Beobachtung besonders wichtig, denn nicht selten treten neue Infektionen auf, die es von alten Lungenschäden zu differenzieren gilt.

Sarah Kremeyer